Mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft – Besuch beim Hof Steffen

Landwirtschaft ist wichtig. Sie sichert unsere Ernährung, trägt zur Erhaltung unserer Ökosysteme bei und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Bernd Steffen ist Fleischermeister und hat die höhere Landwirtschaftsschule besucht. Er bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern den Betrieb, zu dem 170 Hektar Land, eine eigene Schlachterei und vier Ladengeschäfte gehören. Seit 1929 ist der Hof im Familienbesitz. Am Sonntag habe ich den Hof gemeinsam mit der SPD-Landtagskandidatin Bianca Lüßenhop besucht.

Bernd Steffen, sein Sohn und 1. Geselle Nico und seine Tochter Anna führten uns durch den Betrieb und beantworteten unsere Fragen. Der Hof Steffen baut seine Futtermittel größtenteils selbst an. Bis zu 500 Schweine und 75 Rinder werden in den Stallanlagen aufgezogen. Wir konnten uns einen Eindruck von den modernen Produktionsanlagen machen und haben die Fleisch- und Wurstspezialitäten im Räucherraum, im Verkaufsraum und im Verkaufswagen in Augenschein genommen. Auch Fertiggerichte werden im Hof Steffen gekocht und frisch und haltbar abgefüllt.

Bereits 1970 ist der Betrieb in die Direktvermarktung eingestiegen. Das bedeutet, Kundinnen und Kunden können die Erzeugnisse direkt auf dem Hof in Muxall oder in einem der vier Ladengeschäfte in Heikendorf, Kiel, Lütjenburg und Preetz kaufen. Das bedeutet viel Arbeit, aber potenziell auch einen höheren Ertrag für den Hof – der zudem immer weiß, was die Kundinnen und Kunden wünschen. Beim Fleischverzehr tritt Bernd Steffen für einen bewussten Konsum ein, bei dem die Aufzuchtbedingungen mit dem Tierwohl vereinbar ist und der auch der Tatsache Rechnung trägt, dass für die Erzeugung eines Kilos Fleisch zwischen zwei und zehn Kilo Futtermittel benötigt werden.

Der Hof Steffen steht erfolgreich im Wirtschaftsleben. Leider muss aber festgestellt werden, dass die deutsche Landwirtschaft insgesamt trotz des großen Fleißes der Bäuerinnen und Bauern in einem nicht sehr guten Zustand ist. Immer neue Auflagen, steigende Energiekosten sowie Preise, die durch die Marktmacht der Lebensmittelkonzerne viel zu niedrig sind, machen der Landwirtschaft das Leben schwer. Dies ist seit langem ein Ärgernis. In der aktuellen Situation ist es potenziell existenzbedrohend – nicht nur für viele Betriebe, sondern auch für viele Menschen weltweit.

Denn aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine fehlen allein 60 Millionen Tonnen Weizen auf dem Weltmarkt. Der Preis für Getreide, Saatgut und Düngemittel ist bereits erheblich gestiegen. Deutschland kann immer Getreide auf dem Weltmarkt nachkaufen, aber Ägypten oder andere Länder Afrikas können das nicht. Es drohen Nahrungsmittelknappheit, Unruhen und sogar Hungersnöte in vielen Regionen der Welt.

Hier müssen wir aus meiner Sicht mit aller Kraft gegensteuern und die deutsche Landwirtschaft muss so viel Getreide aussäen, wie es nur geht. Neben einer Entlastung der Betriebe bei den Energiekosten möchte ich vor allem hinter neue Regulierungen im Landwirtschaftsbereich ein großes Fragezeichen setzen. Wir brauchen eine neue Wertschätzung für die Landwirtschaft.