Besuch im russischen Generalkonsulat in Hamburg

Andrei Sharashkin ist seit Juni 2018 der russische Generalkonsul für die Konsularbezirke Hamburg, Bremen, Niedersachsen, und Schleswig-Holstein. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

Das Konsulat selbst wurde 1972 eröffnet und ist somit das fünfte russische Generalkonsulat in Deutschland, neben der offiziellen Botschaft in Berlin. Die Hauptzuständigkeit des Konsuls sind die ca. 125.000 russischen Staatsbürger, die in Deutschland leben.
Trotzdem gilt für Sharashkin „Service for everybody“ – Dienstleistungen für jedermann.

Deutschland ist bereits die fünfte Station in seiner Reise, er war bereits in Guinea, Madagaskar, Südafrika und Tschechien tätig. „Ich genieße die Einzigartigkeit jedes Landes“, sagt er, „und Deutschland ist ein wichtiger Partner, obwohl wir eine dunkle Vergangenheit haben. Trotzdem war das deutsche Volk nie unser Feind“.

Die teils immer noch problematischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sowie die zugrunde liegenden Problematiken waren Hauptthema des Gesprächs. Auch der Westen ist nicht frei von Fehlern und hat nicht immer geschickt agiert. Außerdem ist Russland mehr als Putin. Russland ist ein Eckpfeiler der europäischen Kultur.“, stellt Kristian Klinck fest. Trotzdem übt er Herrn Sharashkin gegenüber auch Kritik an der russischen Regierung, insbesondere was militärische Aggressionen angeht. „Die russische Armee ist äußerst modern und ihre Soldaten hochmotiviert, ihrem Heimatland Russland zu dienen“, äußert er.

Die Reaktion des Konsuls folgt schnell, Russland verhalte sich nicht aggressiv. „Wir wollen keine militärischen Konflikte, insbesondere nicht, nachdem wir im Zweiten Weltkrieg so viele Verluste hatten“, antwortet der Generalkonsul. Wir trainieren unsere Armee nur für den Verteidigungsfall, wir fühlen uns durch NATO-Aktivität an unseren Grenzen bedroht und unsere Sorgen werden nicht ernst genommen. Außerdem benötigen sie das russische Feindbild, damit die Militärindustrie erfolgreich bleibt und sowohl Europäer als auch Amerikaner mehr Waffen kaufen“, mutmaßt Andrei Sharashkin.

Weitere Schuld an der vermehrt antirussischen Stimmung in Europa sieht er zudem vor allem bei der EU. Wenn die Europäische Union Sanktionen gegen Russland wünscht, ist es als Mitgliedsstaat sehr schwer, abzulehnen“, so Sharashkin. „Obwohl gute Beziehungen zu Russland eigentlich im Interesse Deutschlands wären“.

Auch der Krimkonflikt kam zur Sprache. Dass die russische Regierung die ihnen wohlgesonnenen Rebellen in Donetsk und Lugansk unterstützt, bestreitet der Konsul nicht. Trotzdem betont er, dass dieses nur durch Nahrungsmittellieferungen und medizinische Hilfe geschieht, ohne militärischen Eingriff. „Die Menschen in der Ukraine sind unsere Brüder. Es ist sehr traurig, dass die ukrainische Regierung sie davon überzeugt, dass Russland ihr Feind ist“.

In einem abschließenden Fazit wünscht der russische Generalkonsul, dass auch die Sorgen seines Landes in Betracht gezogen werden und die (zukünftigen) Partner Russlands mehr auf ihre eigenen Interessen, anstatt auf die der Nachbarländer achten. Auch die russische Öffentlichkeit würde eine bessere Beziehung zu Deutschland begrüßen, denn „Russen respektieren ihre Freunde sehr und stellen ihre Bedürfnisse über die eigenen. Natürlich spreche ich aber von wahren Freunden“.

Große Streitpunkte sieht Herr Sharashkin zwischen Dr. Klinck und sich selbst nicht. „Kompromisse zu finden ist das wichtigste, sie bringen Fortschritt und sind der einzige Weg, Krisen zu bewältigen. Außerdem sollte man immer bereit sein, seine Positionen ruhig zu erklären und einander zu verstehen“, sagt er.

Kristian Klinck sieht das ähnlich. „Ich finde es wichtig und richtig, die russische Seite anzuhören und belastbare Abkommen zu erreichen, die beiden Seiten dienlich sind. Die Sorgen Russlands sind teils berechtigt und werden oft zu Unrecht übergangen. Weitere Spannungen sind untragbar und sollten unbedingt vermieden werden.“