Gespräch mit dem Klimaforscher Hans von Storch

Der Klimaschutz ist eine Zukunftsfrage für die gesamte Menschheit. Heute habe ich mit dem Klimaforscher Hans von Storch gesprochen. Hans von Storch wurde 1949 in Wyk auf Föhr geboren. Er war bis 2015 Professor am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg und ehemaliger Leiter des „Instituts für Küstenforschung“ am Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Er hat lange am Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gearbeitet.

Hans von Storch geht von der Existenz eines hauptsächlich durch Menschen verursachten Klimawandels aus. Er betont die Notwendigkeit globaler Anstrengungen zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels. Dazu müssen die Netto-Emissionen bis 2050 weltweit auf Null gebracht werden. „Netto“ bedeutet, dass jede Emission eines Treibhausgases, die dann noch erfolgt, beispielsweise durch Aufforstung kompensiert wird.

„Das kann nur funktionieren, wenn weltweit alle an einem Strang ziehen“, sagt Hans von Storch. „Insbesondere in den Entwicklungsländern gibt es aber selbstverständlich andere Prioritäten, beispielsweise wirtschaftliches Wachstum und Armutsbekämpfung.“ Seine Schlussfolgerung lautet: „Wir sollten versuchen, den Rest der Welt vom Klimaschutz zu überzeugen. „Das kann nur gelingen, wenn die Maßnahmen wirtschaftliche Effizienz bringen und die Lebensqualität erhöhen.“

Als wirksamste Methode betrachtet Hans von Storch dabei die Entwicklung klimafreundlicher und wirtschaftlich vorteilhafter Technik. „Ich meine, dass die Entwicklung von Elektroautos durchaus dazugehört“, sagt Hans er. Auch durch Energiesparlampen und neuartige PC-Kühler habe sich eine Energieeinsparung ergeben. „Wir sollten dazu beitragen, dass neue Technologien schneller die Marktreife erreichen.“ Als Konsumenten können wir klimaneutrale Produkte nachfragen und damit deren weitere Entwicklung fördern.

Ich halte das für eine gute Strategie. Durch technischen Fortschritt können wir das Klima schützen und weiterhin ein gutes Leben führen. Dann müsste man aber auch mal über miese Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung beispielsweise durch Batterieproduktion reden, da sind Hans von Storch und ich uns einig.

„Das 1,5-Grad-Ziel erfordert es zusätzlich, CO2 aus der Atmosphäre zu filtern“, erklärt Hans von Storch. „Diese Technologien befinden sich alle noch im Versuchsstadium. Zudem stellt sich die Frage nach der öffentlichen Akzeptanz.“ Eine logische Position für die Industrieländer nach dem Verursacherprinzip sollte lauten, dass man das CO2, das man produziert hat, wieder aus der Atmosphäre entfernt. Meine Meinung lautet: Das wäre nur fair. Wir sollten die Forschung in dieser Richtung ausweiten.

In letzter Zeit werden weiterhin Ansätze diskutiert, den Zusammenhang zwischen CO2-Konzentration und Erwärmung zu durchbrechen. Gerade in Städten ist die Temperatur oftmals höher als im Umland. Dagegen kann man einiges machen. Beispiele sind Dachbegrünung, hellere Farben für Häuser und Straßen und das Pflanzen von mehr Bäumen. Diese Maßnahmen können lokal zu einer erheblichen Abkühlung führen. Aus meiner Sicht sollte da mehr getan werden. Allerdings haben diese Maßnahmen kaum Auswirkungen auf die globale Durchschnittstemperatur.

Unabhängig vom Kampf gegen den Klimawandel brauchen wir auch mehr Schutzmaßnahmen. „Klima ist an sich schon gefährlich, unabhängig vom Klimawandel“, sagt Hans von Storch. Wir sollten daher beispielsweise den Küsten- und Überschwemmungsschutz ernst nehmen. Denn auch beim Erreichen des 1,5-Grad-Ziels wird es in Zukunft häufiger Extremwetterereignisse geben.